6 Wandertage, 110.6 Kilometer, 3’832 Höhenmeter ↑, 3’478 Höhenmeter ↓
Gesamtstrecke: 979.9 Kilometer
Nach dem Ruhetag in Tyinkrysset machten wir uns bei grauem Wetter auf zur nächsten DNT-Hütte, der Sulebu. Die erste Hälfte der Strecke führte uns auf dem „Gamle Kongeveien“ über Schotterstrassen aus dem Ort hinaus und am Otrøvatnet entlang. Die gelbe Farbe der Birken leuchtete richtig und wir genossen den einfach zu gehenden Weg.







Bei Gamlestøga zweigte der Wanderweg dann von der Schotterstrasse ab und wurde gleich ziemlich steil. Nach kurzer Zeit waren wir Mitten im Nebel und konnten kaum 20 Meter weit sehen. Die Stimmung war sehr mystisch und als der Nebel teils etwas lichtete, leuchteten die Heidelbeersträucher und Zwergbirken in herbstlichen Farben.

Weiter oben war der Nebel wieder sehr dicht und plötzlich tauchten die Hütten vor uns auf. Es war noch niemand da und so machten wir es uns in der Haupthütte gemütlich. Neben dem warmen Feuer und mit einem Kaffee in der Hand, war der Entscheid die Nacht drinnen zu verbringen dann schnell getroffen.

Wir genossen den Nachmittag mit lesen und Florian entdeckte viele interessante Dinge in den teils über 20-jährigen „Fjell og vidde“, dem Magazin des norwegischen Wandervereins. Am späteren Nachmittag gesellten sich dann noch zwei Schweizerinnen zu uns, die von Haukeliseter in Richtung Tyin unterwegs waren. Zum Abendessen kochten wir aus der Vorratskammer der Hütte Risotto und Dosengemüse, was wider erwarten ganz gut schmeckte.
Nach einer erholsamen Nacht (Florian meinte die Betten des DNT seien bequemer als die sonstigen Betten in Norwegen) gönnten wir uns lang ersehnte Pancakes zum Frühstück. In den verschiedenen Blogs, die wie als Vorbereitung auf unsere Tour gelesen hatten, war dies stets als Highlight beschrieben und da die Sulebu eine Hütte mit Proviantraum war, hatten wir nun auch einmal die Möglichkeit dazu. Und wir müssen sagen, es lohnt sich also definitiv.
Der Nebel vom Vortag hatte sich noch nicht ganz verzogen und so machten wir uns dann auf ins feuchte graue Wetter. Der Weg wechselte sich zwischen Geröllfelder und Sumpfgebieten ab und so kamen wir nur gemächlich voran. Bald lichtete sich der Nebel und die Sonne kam hervor.







Florian meinte unsere Trittsicherheit habe sich seit Beginn der Tour deutlich verbessert, er machte dann jedoch keine 100 Meter später eine ungewollte Vorwärtsrolle ins braune Nass… 😂 Zum Glück war nichts passiert.

Wir fanden den Weg heute ziemlich mühsam und so nutzten wir die Gelegenheit nach rund 10 Kilometern auf eine Schotterstrasse auszuweichen. So kamen wir gleich viel zügiger voran und konnten nebenbei noch etwas Podcast hören.





Die Strasse näherte sich dem Eldrevatnet und da fanden wir auf der Strasse ein Handy liegen. Kaum hoben wir es an, klingelte es auch schon. Wie sich herausstellte, gehörte dieses einer älteren Norwegerin, die ein Stück vor uns mit ihrem Ehemann gegangen war. Sie waren ganz schön froh, als wir es ihnen auf dem Parkplatz zurück brachten. Als Finderlohn erhielten wir je zwei frische Äpfel vom Hardangerfjord. Dies mag zwar nicht nach viel klingen, wenn man aber zu Fuss länger unterwegs ist, ist frisches Obst definitiv eine Seltenheit und so hätten wir es uns nicht besser wünschen können. Die nächsten 5 Kilometer mussten wir entlang der ziemlich stark befahrenen Strasse gehen. Es hatte jedoch meist einen breiten Kiesstreifen am Rand und so erreichten wir schon bald die Skarvheimen DNT Hütte. Nach einer Pause in der Sonne beschlossen wir noch etwas weiter zu gehen und dann unser Zelt aufzuschlagen. Die Nacht war sternenklar und der Blick in den Himmel traumhaft. Da fehlten nur noch die Nordlichter.




Am nächsten Morgen kamen dann unsere vierbeinigen Freunde vorbei um zu sehen dass wir auch ja nicht verschlafen.

So starteten wir dann in den Aufstieg zur Bjordalsbu Hütte. Am Anfang war der Weg sehr angenehm zu gehen und wir genossen das traumhafte Herbstwetter und die weite Landschaft.







Zwischen den Steinen schauten auch immer wieder Lemminge hervor.

Es wurde dann immer steiniger und ging über eine endlos scheinende Mondlandschaft. Skarvheimen ist definitiv steinig! Kurz nach dem Mittag erreichten wir dann die Bjordalsbuhütte und gönnten uns erst einmal eine längere Pause auf der Sonnenterasse.

Obwohl die Bjordalsbu eine schöne Hütte war, wollten wir noch etwas weiter gehen und dann in unseren eigenen vier Wänden übernachten. Nach der Hütte ging es dem Øvre Bjordalsvatet entlang und der Weg führte gefühlt durch ein einziges grosses endloses scheinendes Blockfeld.







Erst als wir den höchsten Punkt unserer bisherigen Tour überschritten hatten und der Weg in Richtung Valevatnet hinunter ging, kamen zwischen den Steinen vereinzelte grüne Flächen zum Vorschein. Das ständige Balancieren über die vielen Steine war ziemlich ermüdend und so freuten wir uns nach kurzer Suche am Valevatnet weiter unten einen super schönen Zeltplatz gefunden zu haben. Nach einem kurzen Bad im See und Abendessen in der Sonne, verkrochen wir uns ziemlich schnell im Schlafsack, denn man merkt die kühleren Temperaturen bereits deutlich. Der Herbst ist definitiv auch im Süden angekommen.


Am nächsten Morgen wartete der nächste Tag mit Traumwetter auf uns. Es sollte laut Wettervorhersage jedoch der letzte schöne Tag für längere Zeit werden. Dies wollten wir noch einmal richtig ausnutzen.



So machten wir uns auf ins steinige Gelände am See entlang. Der Weg war heute ein stetiges Auf und Ab in meist sehr steinigem Terrain. Hinter jedem Hügel versteckten sich erneut blau schimmernde Seen, die in den Herbstfarben der Umgebung richtig leuchteten. Zwischen den Felsen huschten immer wieder Lemminge umher.









Am Klevavatnet wurde der Weg dann einfacher und wir konnten die Aussicht auf den eindrücklichen Systrandfossen geniessen ohne ständig auf den Weg schauen zu müssen.




Bald kam dann auch schon die Iungsdalshytta in Sicht und damit auch unzählige Schafe die sich im Gebiet um die Hütten tummelten. Für uns ging es nach einer kurzen Pause dann noch weiter ins Iungsdalen.





Der Weg stieg stetig an und da wir „befürchteten“ ab einer gewissen Höhe wieder auf eine Steinlandschaft zu treffen, beschlossen wir am einem kleinen Wasserfall unser Zelt aufzustellen. Florian nutzte diesen dann gleich auch für eine erfrischende Dusche.


Vor dem Zelt genossen wir dann noch die Sonne, bis sie ganz hinter den Bergen verschwunden war.




Von der Sonne war am nächsten Morgen dann tatsächlich nichts mehr übrig und wir starteten in den immer dichter werdenden Nebel in Richtung Kongshelleren. Unser Verdacht mit steinigen Untergrund in zunehmender Höhe bestätigte sich dann auch bald und wir waren ganz froh den letzten Zeltplatz weiter unten gewählt zu haben.



Kurz vor dem Mittag erreichten wir die Kongshelleren Hütte, wo wir uns erst einmal aus dem sehr gut gefüllten Proviantraum Pancakes mit Dosenfrüchten und eine Tasse Tee gönnten.



Wir hatten aber noch ein gutes Stück Weg vor uns, denn wir wollten noch bis zur Geiterygghytta weiter gehen. Sophie hatte langsam aber sicher genug von den ganzen Steinen und hatte zwischendurch eine kleine Krise. Nach etwas Schokolade besserte sich aber auch dies. Wie vorhergesagt begann es bald zu regnen und die unzähligen Steine wurden ziemlich rutschig.




Die letzten Kilometer bis zur Geiterygghytta zogen sich ziemlich in die Länge und wir überlegten ob wir nicht einfach unser Zelt aufstellen sollten. Der Wetterbericht hatte jedoch für die Nacht und den nächsten Tag starker Regen und Wind vorhergesagt und da wollten wir doch lieber im Trockenen sein. Mit müden Beinen erreichten wir die Hütte und wurden gleich sehr herzlich empfangen. Wir genossen erst einmal eine heisse Dusche bevor es dann ein köstliches 3-Gänge Menu zum Abendessen gab.
Wie vorhergesagt regnete es am nächsten Morgen kräftig und wir entschieden uns einen gemütlichen Ruhetag in der Hütte zu machen.


Wir verbrachten den Tag mit schlafen, lesen und Blog updaten und bereuten unseren Entscheid, Wind und Regen hier abzuwarten keine Sekunde. Aufgrund des schlechten Wetters waren nur sehr wenige Leute in der Hütte und so versammelten wir uns pünktlich um 19.00 zum Abendessen an einem Tisch. Die anderen fünf Hüttengäste waren alles Norweger:innen und so wurde natürlich Norwegisch gesprochen. Bis auf den Dialekt eines älteren Mannes konnten wir dem Gespräch sehr gut folgen und uns auch altiv daran beteiligen. Die Norweger waren sehr an unserer Tour interessiert und wir tauschten uns noch bis am späteren Abend aus und dies ohne ein Wort Englisch gesprochen zu haben. Es war ein richtig gemütlicher Abend mit köstlichem Essen und die Geiterygghytte definitiv eines unserer Tour-Highlights.

Ausgeruht machten wir und am nächsten Morgen auf die letzten Kilometer der Etappe auf. Es bliess uns ein eisiger Wind am Geiteryggvatnet entgegen. Die Landschaft war heute wieder einmal wunderschön mit den tiefblauen Seen und vielen Schnee- und Eisfeldern im Hintergrund.






Wir fühlten uns heute sehr gut und kamen so zügig voran. Vor dem Mittag erreichten wir die Klemsbu, wo der Skiclub Finse im Winter an gewissen Wochenenden ein Kaffee betreibt. Von da an führte der Weg mit Blick auf den riesigen Plateaugletscher Hardangerjøkulen und Sicht bis zum über 100 Kilometer entfernten Gaustatoppen dann hinunter nach Finse.










In Finse erwischten wir gleich den Zug nach Geilo, wo wir unsere Essensvorräte aufstocken und unsere Kleider waschen werden, bevor es wieder ins Fjell geht.
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