7 Wandertage, 112.4 Kilometer, 3’692 Höhenmeter ↑, 3’696 Höhenmeter ↓
Gesamtstrecke: 809.3 Kilometer
Die Berge der Børvasstind-Kette sind uns bei unseren inzwischen zahlreichen Fährüberfahrten von Bodø zu den Lofoten schon mehrfach aufgefallen, und wir wollten die Gegend genauer erkunden. Nach einigen Ruhetagen in Bodø machten wir uns daher am Nachmittag mit dem Bus und einem sehr freundlichen Busfahrer auf den Weg über den Saltstraumen nach Åseli, von wo aus der Aufstieg ins Lyrfjell begann.

Der Weg ins Åselidalen forderte uns gleich zu Beginn, da wir mit vollbepackten Rucksäcken unterwegs waren. Der Pfad führte abwechselnd über nasse Felsen und durch sumpfiges Gelände. Wir hatten uns von den Wanderberichten norwegischer Familien etwas täuschen lassen, die diese Strecke mit ihren vierjährigen Kindern offenbar mühelos bewältigt hatten. Das Tal selbst war jedoch wunderschön, und bei trockenen Bedingungen und leichterem Gepäck wäre der Weg sicherlich auch angenehmer gewesen.


Da Florian sich den ganzen Tag über bereits unwohl fühlte, beschlossen wir, unser Zelt am Øvre Åselivatnet aufzuschlagen. Vor uns lag ein sehr steiler und teils etwas ausgesetzter Aufstieg, den wir ausgeruht in Angriff nehmen wollten.



Am nächsten Morgen starteten wir bei bestem Wetter in den steilen Anstieg. Schon bald kamen wir außer Atem, doch mit zunehmender Höhe wurden wir mit einer traumhaften Aussicht auf den See und die umliegenden Fjorde belohnt. Im oberen Teil des Aufstiegs war der Weg mit Ketten gesichert, und es mussten einige kleinere Kletterpartien bewältigt werden. Mit leichtem Rucksack wäre das kein Problem gewesen, aber mit der Verpflegung für mehrere Tage und der Nässe der letzten Regenfälle war es etwas unangenehm. Daher würden wir diesen Weg mit so schweren Rucksäcken nicht unbedingt weiterempfehlen.





Oben angekommen, zeigte sich das Åselidalen von seiner schönsten Seite. Die Berge der Børvasstindankette erinnerten uns ein wenig an das Bergell, auch wenn es dort keinen so schönen Badesee wie den Skarvatnet gibt. Dafür muss man definitiv nicht bis in die Karibik reisen (oder wie momentan wohl etliche Tausend Touristen in der Hochsaison auf die Lofoten …😉). Da wir uns heute beide nicht so fit fühlten (wahrscheinlich hatten wir uns in der Stadt irgendeinen „Käfer“ eingefangen), legten wir eine längere Mittagspause ein.






Der Weg führte über einen kleinen Pass aus dem Åselidalen hinaus und anschliessend hinunter in den Birkenwald zur malerisch gelegenen Lurfjellhytta. Da das Gebiet sehr sumpfig war, machten wir uns schnell an den Gegenaufstieg, um wieder etwas an Höhe zu gewinnen.




Oben fanden wir an einem kleinen See einen wunderschönen Zeltplatz, auch wenn der Wind etwas weniger stark hätte sein können. Von der Anhöhe aus hatten wir einen traumhaften Blick mit Weitsicht auf die Lofotenkette, den Blåmannsisen und in Richtung Sulitjelma. Zum Abschluss des Tages konnten wir einen herrlichen Sonnenuntergang geniessen.







Die Nacht war sehr windig, und die Stabilität unseres „Zuhauses“ wurde ordentlich auf die Probe gestellt. Auch am Morgen wehte noch ein starker Gegenwind, der unser Vorankommen erheblich erschwerte.
Doch auch sonst bewegten wir uns heute nur im Schneckentempo vorwärts. Leichte Übelkeit, Kopf- und Gliederschmerzen begleiteten uns den ganzen Tag. Der Weg entlang des Gjømmervatnet war recht anstrengend, und die gesammelten Höhenmeter summierten sich schnell.


Irgendwann waren wir so erschöpft, dass wir nicht mehr weitergehen konnten. Im Beiarskaret fanden wir einen gut geschützten Zeltplatz, da für die Nacht viel Regen angesagt war.





Am Morgen wurden wir, wie vorhergesagt, von Regen geweckt. Es war recht gemütlich, im Schlafsack liegend dem Regen zuzuhören, und wir beschlossen, noch abzuwarten. Gegen 11 Uhr wurde das Wetter trocken, und wir machten uns auf den Weg zur Tverbrennstua.





Auf dem Weg begegneten wir einer ganzen Herde von Rentieren, die zwischen den unzähligen kleinen und grossen Seen umherzogen.


Auch auf Schafe trafen wir, die ersten seit wir in Nordnorwegen wandern.


Nach der Hütte führte der Weg weiter durch eine scheinbar endlose Hügellandschaft. In der Ferne zogen immer wieder Regenschauer vorbei, und schliesslich wurden auch wir von einem getroffen. Dank dem Wind und der Sonne, die ab und zu hervorkam, waren unsere Kleider jedoch bald wieder trocken.



Hinunter in Richtung Gåsvassdalen gelangten wir in einen wunderschönen, lichtdurchfluteten Birkenwald und beschlossen, vor dem nächsten Regen hier unser Zelt aufzubauen. Heute hatten wir teils das Gefühl, der Herbst stünde bereits vor der Tür, da sich die Blätter der Birken und Heidelbeeren bereits rot und gelb färbten.






Florian konnte fast nicht genug bekommen von den Heidelbeeren, die direkt vor dem Zelt sehr zahlreich wuchsen. Fehlte nur noch ein wenig Schlagrahm für ein feines Dessert 😋

Da wir beide immer noch etwas angeschlagen waren und der Wetterbericht für den nächsten Tag kräftigen Regen und Wind angesagt hatte, beschlossen wir, einen Ruhetag im Zelt einzulegen und den Regen abzuwarten. Am Ende des Tages war Florian dank zweimaligem 4er-Yatzy der klare Tagessieger.
Etwas erholter machten wir uns am nächsten Tag in Richtung Bjellåvasstua auf. Wir erwachten bei leichtem Nieselregen und Wind. Das Wetter und die Landschaft wirkten heute sehr herbstlich, da die Temperaturen im einstelligen Bereich lagen und die Birken bereits gelbe Blätter trugen. Auch die Sträucher waren teils rot gefärbt, und überall fanden wir Heidelbeeren, Preiselbeeren und Pilze. Bei letzteren hätten wir definitiv Rahels Expertise gebrauchen können.
Wir kamen besser voran als an den vergangenen Tagen und erreichten nach dem Mittag die Bjellåvass-Hütte, die idyllisch gelegen war, mit einem Karibik-Sandstrand gleich nebenan.



Wir entschieden uns jedoch, gleich weiterzugehen, um vor dem nächsten Regen noch etwas voranzukommen. Der Weg führte entlang des Bjøllåvatnet, und am Ende des Sees erwischte uns tatsächlich ein kräftiger Regenschauer. Da uns und unseren nassen Füßen langsam kalt wurde, suchten wir nach einem Zeltplatz.
Der Weg führte am nächsten Tag auf der Telegrafruta, einer historischen Wanderroute entlang der ehemaligen Telegrafenlinie über das Saltfjell. Begleitet von Rentieren erreichten wir bald die Midtistua, eine der ehemaligen Telegrafenhütten.



Es ging durch einen schönen Birkenwald dann langsam hinunter zur idyllisch gelegenen Saltfjellstua wo wir etwas misstrauisch begrüsst wurden 🐑.



Der Grünanteil im Wald nahm stetig zu, und der Weg wurde immer sumpfiger. An der Steinstua, einer ehemaligen Unterhaltshütte der Telegrafenleitung, legten wir eine Mittagspause ein und stärkten uns mit Nudelsuppe und Schokolade.

Ab der Krukistua wurde der Weg, wie Florian meinte, „tendenziell nass“. Das gesamte Bjøllådalen fühlte sich wie ein grosses Moor an, und auch als der Weg uns wieder in die Höhe führte, blieb es feucht. Da es den ganzen Tag über immer wieder regnete, waren wir aber ohnehin nass. Die Aussicht auf das Tal mit der Nordstillelva im Talboden war jedoch wunderschön und abwechslungsreich. Das Saltfjell können wir definitiv weiterempfehlen.



Über einen kleinen Pass gelangten wir ins Tespadalen, wo wir uns vor dem nächsten Regenschauer auf die Suche nach einem Zeltplatz machten.



Am nächsten Morgen ging es dann weiter durch das sehr sumpfige Tespadalen hinunter nach Bjøllånes. Das Wetter war auch heute wieder sehr nass. Das Tal und der Weg waren sehr schön, das ständige Einsinken und Feststecken im knöcheltiefen Morast benötigte aber sehr viel Energie.




Wir waren sehr auf den Weg konzentriert und standen dann plötzlich vor dem Polarkreisbogen. Wir sind zwar immer noch weit im Norden aber trotzdem schon ein ganzes Stück weit gekommen ☺️.



Durch den Wald kamen wir dann bald hinunter an die E6. Auf der Strasse hatte es regen Verkehr, sodass es Sophie etwas unwohl war die nächsten 5 Kilometer der Strasse entlang zu gehen. Auf der Karte war oben auf der anderen Talseite noch ein Wanderweg eingezeichnet und wir wollten versuchen diesem zu folgen. Langsam mussten wir uns jedoch etwas beeilen, da wir in Dunderland den Zug nach Mo i Rana erreichen wollten. Wir packten also unsere Energiereserven aus und machten uns an den Aufstieg. Der Kilometer und die 150 Höhenmeter waren schnell geschafft, aber oben angekommen, fand sich jedoch weit und breit kein Weg durch das Dickicht. Uns blieb also nichts anderes übrig als den ganzen Weg zurück zu sprinten und trotzdem der E6 zu folgen.



Dank dem breiten Graben neben der Strasse ging das dann besser als erwartet und wir erreichten mit müden Füssen dann pünktlich zur Zugsabfahrt den Bahnhof in Dunderland.



Der Zug brachte uns dann von Dunderland nach Mo i Rana wo wir nun einen Ruhetag machen und die weitere Reise durch Norwegen planen werden.

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