Etappe 5: Ritsem – Sulitjelma via Padjelantaleden

5 Wandertage, 112.7 Kilometer, 2’968 Höhenmeter ↑, 3’334 Höhenmeter ↓
Gesamtstrecke:
697.1 Kilometer

Nach dem Ruhetag in Ritsem erwachten wir bei tief hängenden Wolken und Nebelwetter. Wir gingen relativ früh los zum Bootsanleger und von dort mit der MS Storlule ans andere Ufer des Akkajaure nach Änonjálmme.

Wir entschieden uns aufgrund des Wetters den ersten Tag auf dem Padjelantaleden zu gehen und nicht wie ursprünglich geplant von Vájsáluokta aus über den Nordkalottleden. Da letzterer etwas höher gelegen ist, wären wir da nämlich genau in den Wolken gewesen und hätten gar keine Aussicht gehabt. Über eine „Wanderautobahn à la Kungsleden“ mit Brücken und Holzplanken an jeder Ecke kamen wir so zügig voran.

Über die bei diesem Wetter sehr rutschigen Planken und Steine war jedoch volle Konzentration gefragt, ansonsten landete man (wie Florian😂) direkt im Wasser. Im Nieselregen gingen wir durch einen sehr schönen Birkenwald und kamen bald schon an die grosse Hängebrücke über den eindrücklichen Vuojatädno.

Bereits nach wenigen Stunden auf dem Padjelantaleden haben wir wohl mehr Leute angetroffen als auf den gesamten vorangehenden Etappen zusammen.

Weiter ging es dann in Richtung der Samihütte Gisuris. Kurz danach liess auch der Regen nach und die Wolken lichteten sich etwas, sodass wir einen Blick auf die unglaubliche Weite des Padjelanta Nationalparks bekamen. Der Weg ging entlang des Vuojatädno über hügeliges Gelände.

Es war daher nicht ganz einfach, einen flachen und einigermassen trockenen Platz für unser Zelt zu finden. Gegenüber der Samisiedlung Sáluhavrre fanden wir auf einer Anhöhe einen guten Platz und verkrochen uns pünktlich zum wiedereinsetzenden Regen in unseren Schlafsäcken. Leider ist Sophies Kamera dem Regen zum Opfer gefallen. Der Drybag hatte ein kleines Loch und so war die Kamera nach dem Regen nicht mehr ganz so dry… Fotografieren funktioniert noch tiptop, das Display ist jedoch defekt. Nun ist es also immer eine Überraschung wie das Foto im Endeffekt dann aussieht.

Bei bewölktem Himmel und angenehmen Wandertemperaturen packten wir am nächsten Morgen das nasse Zelt zusammen und los ging es in Richtung Låddejåhkå. Der Weg war zu Beginn etwas anstrengend, bald schon hatten wir jedoch eine super schöne Aussicht auf die umliegenden Berge und das Mündungsdelta des Låddejåhkå.

Der Weg führte dann hinunter zum Fluss Låddejåhkå und zur gleichnamigen Samihütte. Im kleinen Shop der Hütte kauften wir eine Cola und Gáhkku (traditionelles Fladenbrot der Sami) und Sophie bekam sogar Kaffee und eine frische Waffel mit Rahm und Moltebeeren-Konfi 😋. So etwas Feines hatte sie schon lange nicht mehr gegessen.

Gestärkt ging es dann über die eindrückliche Hängebrücke über den Fluss und dann bis zum Pårkasattel hoch. Am höchsten Punkt konnten wir bereits den aus dem Sarek-Nationalpark kommenden Miellädnö sehen, der sich durch das Tal schlängelt und in einem eindrücklichen Flussdelta in den See Virihaure mündet.

Der Abstieg hatte es etwas in sich, am Fluss fanden wir aber einen 1A Zeltplatz mit bester Aussicht und genossen das Abendessen mit Blick auf die tosenden Wassermassen.

Sophie musste am Abend mit Schrecken bereits den zweiten „Verlust“ der Etappe beklagen, ihre Iso-Matte hatte nämlich nach kürzester Zeit keine Luft mehr. Der Grund war in einem ca. 1 cm grossen Riss zu finden, der sich jedoch problemlos flicken liess. Wir sind gespannt wie lange dies anhält…

Am Morgen waren wir erstaunt, als wir sahen, wie viele Zelte um uns aufgestellt waren. So viele Leute und Zelte sind wir uns von den vorherigen Etappen definitiv nicht gewohnt.

Der weitere Wegverlauf stieg einige Höhenmeter an, sodass wir bald einen fantastischen Ausblick auf den riesigen Virihaure und die Berge im Rago Nationalpark im angrenzenden Norwegen hatten.

Nach einem kurzen Abstieg nach Árasluokta ging es erneut einen Anstieg hoch und wir kamen bei den hohen Temperaturen ganz schön ins Schwitzen. Wir wurden aber definitiv mit tollen Aussichten belohnt, die heute mit jedem Kilometer noch besser wurden.

Kurz nach der Mittagspause erreichten wir dann die Samisiedlung Stáloluokta. Von Ritsem aus gibt es mehrmals täglich Helikopterflüge nach Stáloluokta. Dieses Angebot scheint von Wanderern rege genutzt zu werden. Wie sinnvoll das ist, ist natürlich eine ganz andere Frage. Da die Distanzen hier so gross sind und die Orte nicht mit dem Auto erreichbar sind, werden auch Lebensmittel hingeflogen. So bekommt man im kleinen Parfas Kiosk dann (praktisch) alles was das Herz begehrt. Wir zählten natürlich auch auf dieses Angebot und wollten etwas an Proviant nachkaufen. Dummerweise haben wir nicht daran gedacht vorher die Öffnungszeiten zu checken, sodass wir eine zweistündige Pause einlegen mussten.

Das Warten wurde dann jedoch belohnt und wir bekamen von der Samifrau am Parfaskiosk sogar noch einen Lolli geschenkt. Das letzte Mal als wir uns so über einen Lolli gefreut haben, ist definitiv schon eine Weile her…😉

Nach etwa fünf Kilometer hatten wir eine kleine Krise (möglicherweise Müdigkeit und Hunger geschuldet), sodass wir früher als gedacht am Fluss Viejejåhkå unser Zelt aufbauten. Nach einem kühlen aber sehr erfrischenden Bad im Fluss, einem Turmat und einer Packung Ballerina-Kekse waren wir dann wieder ganz zufrieden und genossen den Abend im Zelt.

Am Morgen ging es dann auf einem einfach zu gehenden Weg nach Stáddájåhkå. Dort trafen wir die Hüttenwartin Lena, welche uns sehr freundlich begrüsste und gleich auf Kaffee, Tee und frisch gebackenes Brot einlud. Wir genossen eine längere Pause und unterhielten uns mit Lena über ihre Reisen in Europa und das Leben als Hüttenwartin.

Gestärkt mit dem sehr feinen Fladenbrot ging es dann zügig zur wunderschön gelegenen Såråsjaurestuga, einer kleinen unbedienten Hütte des schwedischen Wandervereins, hoch. Entlang des türkisblauen Sårjåsjavvre führte der Weg durch nasses Gelände bis an die Schwedisch-Norwegische Grenze. Im Hintergrund waren stets die teils vergletscherten Berge un Sulitjelma zu sehen. Ab der Såråsjaurestuga haben die Schweden ihre angenehm zu gehenden Wanderwege gefühlt aufgegeben, denn es gab weder Holzplanken über die Sumpfgebiete, noch gross Wegmarkierungen. Aber wer will denn auch schon nach Norwegen?😄

Die Landschaft war den ganzen Tag über wunderschön und wir mussten immer wieder anhalten um Fotos zu machen.

Kurz nach der Grenze mussten wir einen etwa 100 Meter breiten aber nicht sehr tiefen Gebirgsbach furten. Früher war weiter oben mal eine sehr baufällige norwegische Hängebrücke, welche aber seit einem schweren Unfall einer Wanderin entfernt wurde. In Seenähe ist der breite und verästelte Bach aber sehr gut furtbar. Das Gletscherwasser war erfrischend kalt. Auf der anderen Seite herrschte durch den Schutz des Berges dann plötzlich Windstille und so bekamen wir noch einmal einen kurzen Reminder an die Finnmark: 🦟-Invasion.

Am Bajep Såråsjávrre machten wir eine Pause und genossen eine Abkühlung im glasklaren Wasser. Wir gingen dann noch etwas weiter und fanden rund einen Kilometer vor der Sorjushytta einen Zeltplatz direkt am See.

Für unsere Pausentage haben wir ein kleines Apartment in Bodø gebucht. Wir wollten daher in Sulitjelma den Bus in Richtung Fauske um kurz vor 12 Uhr erreichen. Wir hatten noch knappe 20 Kilometer vor uns, daher starteten wir pünktlich mit dem Sonnenaufgang bereits um 5:15 in Richtung Sorjushytta. Die Hütte ist sehr schön gelegen und wir genossen die Stimmung am frühen Morgen rund um die Hütte.

Nach der Sorjushytta ging dann der Aufstieg zur Passhöhe auf rund 1040 m. ü. M. los. Wir kamen ganz schön ins Schwitzen, wurden aber mit einer traumhaften Aussicht zurück ins Tal und auf die Gletscherausläufer des Blåmannsisen und Sulitjelmaisen belohnt.

Nach der Passhöhe folgte dann der Abstieg zum Storelvvatnan. Der Weg führte dann auf der linken Seeseite herum und es gab noch einmal ein paar Gegenanstiege…

Bald kam die Ny-Sulitjelma Fjellstue in Sicht. Nun hatten wir etwa die Hälfte des Abstieges geschafft und gönnten uns erst einmal eine Pause. Weiter ging es dann auf der Schotterstrasse die restlichen 500 Höhenmeter in die ehemalige Bergbausiedlung nach Sulitjelma ins Tal hinunter.

Unten angekommen ging es dann direkt zum Coop um ein kaltes Getränk und vor allem um unser Paket mit Ersatzmaterial abzuholen.

Wie ihr vielleicht bemerkt habt, ist Florian seit einiger Zeit nur mit einem Wanderstock unterwegs. Den zweiten Stock hat es immer wieder ungewollt zusammengeklappt, was zu einigen Beinahe-Stürzen geführt hatte. Es musste also ein Ersatz her, das Problem war nur, dass die norwegischen Sportgeschäfte nur sehr massive Aluminium-Stöcke anbieten. Dank Ursina und Livio haben wir nun einen passenden Ersatz aus der Schweiz erhalten. Auch an dieser Stelle noch einmal ein riesiges Dankeschön für eure Hilfe!

Mit dem Bus sind wir dann von Sulitjelma bei sommerlichen Temperaturen nach Bodø gefahren. Hier wollen wir nun einige Tage Pause machen, den weiteren Routenverlauf planen und die momentan noch sommerlichen Temperaturen am Meer geniessen.

Karte

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