Etappe 3: Kilpisjärvi – Björkliden

9 Wandertage, 182.9 Kilometer, 4‘945 Höhenmeter ↑, 5’016 Höhenmeter ↓
Gesamtstrecke:
472.5 Kilometer

Nach einem entspanntem Ruhetag ging es von Kilpisjärvi wieder mit voll beladenen Rucksäcken los in die dritte Etappe. Nach 5 Kilometern Asphaltlaufen erreichten wir das Wanderzentrum Retkeilykeskus, wo wir uns mit dem bisher besten Vegiburger in Skandinavien stärkten und Sophie endlich ihren ersten „richtigen“ Kaffee seit vier Wochen bekam.

Wir entschieden uns unseren Füssen noch etwas Pause zu gönnen und so ging es mit dem Boot und sehr vielen Touristen zum Treriksrøysa, dem Dreiländereck zwischen Norwegen, Schweden und Finnland. Wir waren die einzigen welche ein Oneway Ticket lösten. Unsere Handyuhren kamen mit der Zeitumstellung bei den vielen Grenzübertritten gar nicht mehr nach und am Ende wussten wir selbst nicht mehr welche Zeit nun gerade wirklich ist.

Wir genossen die tolle Aussicht und das Traumwetter und machten uns dann auf zur nahe gelegenen Goldahytta. In der Nähe fanden wir dann einen tollen Zeltplatz und flüchteten rasch ins Zelt um uns vor den Mücken zu schützen.

Bei sommerlichen 21 Grad bereits am frühen Morgen ging es am nächsten Tag weiter in Richtung Gappohytta. Der Weg entlang des Golddajávri war sehr gut ausgebaut und die nassen Stellen mit Holzplanken überbrückt. Wir kamen gut voran und genossen die schöne Landschaft. Nur die warmen Temperaturen machten uns zu schaffen, vor allem als es dann in Richtung Valljihat hinauf ging. Oben wehte jedoch ein leichter Wind und wir hatten perfekten Ausblick auf die teils noch schneebedeckten Berggipfel. Florian hatte grosse Freude endlich „richtige“ Berge zu sehen.

Der Weg ging weiter über die Hochebene, durchs Indre Skjærdalen mit glasklaren Seen und erreichte dann den Gàhppojohka. Das Wasser bildete stufenweise kleine Seen mit klarstem Wasser und wir konnten uns nur schwer zurückhalten nicht direkt hineinzuspringen. Das Wasser dient jedoch als Trinkwasser für die Gappohütte. Diese liegt sehr idyllisch und etwas erhöht und hat dadurch ein herrliches Panorama. Wir gönnten uns etwas oberhalb der Hütte eine Pause und genossen den Ausblick.

Beide hatten wir den ganzen Tag über etwas viel Sonne abbekommen, sodass wir uns aufmachten einen Zeltplatz zu suchen. Kurz nach dem Grenzübertritt nach Schweden fanden wir einen schönen Platz an einem kleinen See und genossen nach einem „Bad“ im flachen Wasser die schöne Abendstimmung.

Die Sonne verschwand in der Nacht für eine kurze Zeit hinter den Bergen und strahlte dann bald schon wieder auf unser Zelt. Bei stahlblauem Himmel und ohne jegliche Wolke brachen wir am nächsten Morgen auf in Richtung Isdalen und Rostahytta. Die Landschaft war atemberaubend schön mit vielen kleineren und grösseren Bergseen, Wasserfällen, Wiesen und Berggipfeln.

Die Hitze machte uns beiden ganz schön zu schaffen und so konnten wir uns ein Bad in einem der kühlen Seen nicht entgehen lassen. Kurz vor dem höchsten Punkt der Etappe trafen wir Manfred aus Florians Nachbarsgemeinde Schönenbuch. Manfred ist von Abisko aus in Richtung Nordkapp unterwegs. Nachdem wir den kleinen Pass hinter uns gebracht hatten, ging es hinunter durch das grüne Isdalen in Richtung Rostahytta. Hier weiden im Herbst tausende von Rentieren.

Bei der Hütte trafen wir auf einen älteren Mann, der aktuell gerade in Dugnad (Freiwilligenarbeit) Renovationen an der Hütte verrichtet. Wir unterhielten uns etwas auf Norwegisch und genossen den Schatten der Hütte bis wir uns aufmachten einen Zeltplatz zu suchen.

Etwas oberhalb der Rostahütten auf der anderen Seite des Rostaelva fanden wir direkt an einem Bach einen schönen Zeltplatz. Dieser war zwar nicht ganz eben, hatte jedoch einen eigenem Badepool 😃.

Vor der Etappe Rostahytta bis Dærtahytta hatten wir etwas Respekt, da es einige knackige Höhenmeter und längere Abschnitte über Geröllfelder geben sollte. Dazu kamen noch die warmen Temperaturen, sodass wir am nächsten Tag bereits um 6 Uhr in der Früh losgingen. Die Temperaturen im Anstieg waren jedoch sehr angenehm und wir kamen gut und schnell voran. Bald kamen wir zur ersten Watstelle über den Áslatjohka, welche problemlos war. Leider reichten die Steine nicht ganz um trockenen Fusses auf die andere Seite zu kommen, aber kein Problem für unsere schnell trocknenden Trailrunner.

Es wurde noch einmal etwas steiler, dafür hatten wir nun einen herrlichen Ausblick nach Finnland, das Høglikkamassiv und zurück auf die gestrige Etappe durch das Isdalen.

Erst ab Gassavákkejávrit wurde das Gelände steiniger, war aber mit etwas Konzentration problemlos machbar und auch sehr gut markiert. Kurz nach dem höchsten Punkt betraten wir dann den Øvre Dividal Nationalpark.

Der Abstieg bis zur Dærtahytte war dann noch einmal etwas mühsam und erforderte volle Konzentration. Wir wurden argwöhnisch von einem Raufussbussard mit lauten Rufen begleitet und im weiteren Abstieg trafen wir Henrik aus Tromsø, mit welchem wir uns kurz unterhielten. Ansonsten ist die Gegend im Moment sehr einsam hier oben und man trifft nicht viele Leute an.

In der Dærtastua stärkten wir uns erst einmal mit Nudelsuppe, Kaffee und Schokolade und genossen den Ausblick aus den grosszügigen Panoramafenstern. Es ist immer wieder spannend in den Hüttenbüchern auf Einträge von Personen deren Touren und Geschichten wir in den vergangenen Jahren verfolgten zu stossen.

Wir mussten uns dann ziemlich überwinden noch etwas weiter zu gehen. Wir wollten das gute Wetter jedoch noch ausnutzen und die folgende Etappe zur Dividalshytta etwas verkürzen. Wir wanderten daher noch rund 5 Kilometer weiter und schlugen dann an einem kleinen Fluss unser Zelt auf.

Am 5. Tag ging es auf in Richtung Dividalshytta. Wir waren sehr gespannt auf das Dividalen, da einige dies als Highlight der Etappe zwischen Kilpisjärvi und Abisko beschreiben. Der Weg war sehr gut zu laufen und wir konnten die schöne Aussicht sehr geniessen. Bald schon ging es in eine Ebene hinunter und es wurde sehr sumpfig. So waren wir nicht ganz unfroh, als es dann in Richtung Stuora Nanná wieder etwas hinauf aus dem Sumpf heraus ging.

Es ging dann weiter bis an den Skaktarelva, den wir furten mussten. Von unserer Uferseite sah es so aus, als würden wir über Steine trockenen Fusses rüber kommen. Dem war leider nicht so und am Ende standen wir bis über die Knie im Wasser. Zum Glück hatte der Fluss aber gar keine Strömung. Von der anderen Seite aus sahen wir, das es nicht so tief hätte sein müssen. Oft ist man aus einer anderen Perspektive heraus schlauer, es wäre wohl auch weniger tief gegangen…😉.

Anschliessend ging es noch einmal für 200 Höhenmeter etwas steil den Hang hoch und oben gönnten wir uns erst einmal eine Mittagspause mit Sicht ins bewaldete Dividalen und auf der anderen Seite einen ersten Blick auf das obere Ende des Stausees Altevatnet, welchen wir in einigen Tagen erreichen werden.

Da etwas Wolken aufzogen, machten wir uns bereit für den Abstieg ins Tal und bald sahen wir unten auf einer Waldlichtung auch schon die Dividalshytta.

Die Sonne schien immer noch sehr kräftig und wir entschlossen uns in der Nye Dividalshytte zu übernachten. Später stiessen dann noch Leon und Theresa aus Berlin dazu, die von Abisko nach Kautokeino unterwegs sind und wir verbrachten einen unterhaltsamen Abend zusammen.

Der Abschnitt bis zur Vuomahytta war dann geprägt von vielen „Auf und Abs“, sowohl von der Strecke als auch von der Stimmung her. Zuerst ging es einige Höhenmeter hinunter bis an den Divielva. Der Wald wurde immer dichter und mit dem zunehmenden Bewuchs kamen auch die Mücken wieder dazu.

Bei der Anjavasshytte ging es dann über den Fluss und eine Schlucht hinauf. Der Ausblick über das bewaldete Dividalen, in die Schlucht und auf die imposanten Wasserfälle war sehr beeindruckend.

Der Nordkalottleden führte erneut hinunter ans Wasser, wo wir uns ein Bad nicht entgehen lassen konnten. Weiter ging es dann durch den sumpfigen und bewachsenen Birkenwald. Wir hatten ziemlich mit den sehr warmen Temperaturen, den Mücken und dem sehr bewachsenen Wald zu kämpfen und kamen nur langsam voran. Als es dann in Richtung Vuomahytta ging, lichtete sich der Wald und etwas Wind kam auf, wodurch sich auch unsere Stimmung wieder hob.

Die neue Vuomahytta war sehr schön mit Panoramafenstern auf den Vuomajávri und wir gönnten uns erstmal eine lange Pause.

Da die Wettervoraussichten für den kommenden Tag starken Regen angesagt hatten und der Weg zur Gaskashytta über einen kleinen Pass mit Geröllfeldern führte, entschieden wir uns dann doch noch weiter zu gehen. Die Pause in der DNT Hütte hat uns sehr gut getan und so gingen wir gestärkt und motiviert los. Da wir gut vorankamen und unsere Füsse gut mitmachten, entschieden wir uns gleich weiter bis zur Gaskashytta zu gehen. Es herrschte eine sehr schöne Abendstimmung und die Temperaturen waren deutlich angenehmer.

Wir erreichten bald den höchsten Punkt und machten uns an den Abstieg. Die Geröllfelder forderten noch einmal viel Konzentration und wir merkten deutlich die Kilometer die wir bereits in den Beinen hatten. Hinter uns zogen rund vier Kilometer vor der Gaskashütte dunkle Wolken auf und wir hofften der Regen würde an uns vorbei ziehen bzw. wir könnten dem Regen davonrennen. Dem war leider nicht so und wir waren in kürzester Zeit völlig durchnässt.

Zum Glück war es nicht mehr weit bis zur Hütte. Wir waren überglücklich nach anstrengenden 37 Kilometern eine gemütliche leere Hütte vorzufinden.

Da für den nächsten Tag dann vom norwegischen Wetterdienst starker Regen inkl. Warnung vorhergesagt wurde, entschieden wir uns einen gemütlichen Ruhetag in der Gaskashütte zu gönnen.

Der Weg weiter zur Altevasshytta war dann etwas ermüdend zu gehen. Der Birkenwald war stark bewachsen und die Sonne schien wieder mit voller Stärke. Es ging viel auf und ab und wir waren froh als wir am frühen Nachmittag die Altevasshytta und den Staudamm des Altevatnet erreichten.

Weiter ging es zunächst über eine Schotterstrasse, die dann zu einem Quad-Track wurde. Wir kamen in ein schönes Hochtal und auch die Sonne verschwand zeitweise hinter einigen Wolken. So lief es sich gleich viel leichter. Wir fanden am Ende des Tals einen sehr schönen Zeltplatz und konnten im Láirevákkejohka sogar noch ein Bad unterhalb eines Wasserfalls nehmen.

Da wir am nächsten Tag nach knapp 15 Kilometer oberhalb der Lappjordhytta zelten wollten, hatten wir einen ruhigen Tag vor uns. Wir gingen dennoch früh los um der Wärme etwas zu entkommen, was sich definitiv gelohnt hatte. Wir konnten so das schöne Hochtal und den Rohkunborri Nationalpark richtig geniessen.

Es gab viele feuchte Abschnitte mit flauschigem Wollgras, letzte Gletscher-Überbleibsel, mäandrierende Flüsse, viele Vögel und Insekten und vor allem eine atemberaubende Aussicht zu bestaunen.

Wir erreichten dann bereits am Mittag unser Tagesziel und fanden schnell einen Top-Zeltplatz mit wunderschöner Aussicht auf den riesigen Torneträsksee in Schweden. In der Ferne waren auch schon die Ausläufer des Narvikfjells, welches in der nächsten Etappe zum Thema wird, zu sehen. Der einzige Minuspunkt gab es für den Wind, der unser Zelt teilweise ganz schön durchrüttelte. Aber Florian war heute die Aussicht wichtiger als der Wind😉.

Nach einem Bad im türkisblauen See genossen wir die Aussicht auf den Torneträsk, das umliegende Fjell und das schöne Wetter. Vor allem auch, da man dank dem Wind endlich ohne Mücken draussen sitzen konnte. Allgemein sind hier ungemein weniger Mücken unterwegs als noch vor einigen Wochen weiter nördlich, die dürfen gerne in der Finnmark bleiben.😉

Am nächsten Morgen starteten wir bereits früh um im schwedischen Björkliden rechtzeitig den Zug nach Narvik zu erwischen. In Narvik wollen wir zwei Ruhetage einlegen. So machten wir uns bereits um 5:30 in den Abstieg hinunter zur Lappjordhytta.

Der Weg runter an den Torneträsk war ziemlich steil zu gehen, aber bald kamen wir auch schon in Birkenwald mit üppiger Vegetation.

Nach knapp 4 Kilometern erreichten wir die Schwedisch-Norwegische Grenze und weiter ging es in einem stetigen Auf und Ab entlang des Torneträsk. Sophie fand auch die erste reife Moltebeere.😋

Gerne hätten wir uns im klaren Wasser des Torneträsks eine Abkühlung gegönnt, wir wollten jedoch den Zug nicht verpassen. Der Hunger und die Sehnsucht auf eine Dusche waren definitiv zu gross 😉.

Nachdem wir die Straße E10 überquert hatten, erreichten wir den Rallarvegen, auf dem das Gehen deutlich leichter fiel. Der Weg diente während des Baus der Erzbahn Anfang des letzten Jahrhunderts als Zubringerstraße zwischen Kiruna in Schweden und Narvik in Norwegen, wurde jedoch später aufgegeben. Heute ist er ein wunderschöner Wanderweg zwischen Abisko und dem eindrucksvollen Rombaksfjord.

Die letzten Kilometer bis nach Björkliden zogen sich dennoch in die Länge. Trotzdem erreichten wir den Zug pünktlich. Vom Zugfenster aus genossen wir die Aussicht auf den steilen Rombaksfjord und überlegten bereits intensiv, was wir für die zwei Ruhetage in Narvik alles einkaufen sollten.😉

In Narvik angekommen, trafen wir auf hochsommerliche Temperaturen von 28 Grad 🥵. Wir freuen uns nun darauf, unseren Füßen etwas Erholung zu gönnen. In den nächsten Tagen werden wir auch Line und Rasmus treffen, die in Nordnorwegen Urlaub machen und uns Ersatzschuhe mitbringen werden.

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