9 Wandertage, 164.9 Kilometer, 3’500 Höhenmeter ↑, 3’284 Höhenmeter ↓
Gesamtstrecke: 289.6 Kilometer
Nach 9 Tagen Zwangspause war Sophies Blase praktisch abgeheilt, sodass wir endlich in die zweite Etappe starten konnten. Aufgrund der Zeit entschieden wir uns die Strecke Olderfjord-Kautokeino vorerst auszulassen. So sind wir dann von Alta mit dem Bus durch zahlreiche Birkenwälder nach Kautokeino gefahren. Nach einer Nacht auf dem Duottar Camping in Kautokeino ging es am 3. Juli dann endlich wieder los.


Zum Start ging es kurz auf der Strasse und dann bald schon ins erste Sumpfgebiet. Die Füsse blieben dank dem Quad-Track aber grösstenteils trocken.

Der Besitzer des Campingplatzes in Kautokeino riet uns davon ab nach Regenfällen der vorangehenden Tagen dem weiteren Verlauf des Nordkalottledens durch das Sumpfgebiet zu folgen, sodass wir auf der wenig befahrenen Strasse weiter gingen. Diese gestaltete sich praktisch endlos, häufig eine lange Gerade, welche bis zum Horizont reichte.


Die Füsse begannen bald zu brennen und wir verkürzten uns die Zeit etwas mit Podcasthören. Nach knapp 25 Asphaltkilometern waren wir dann aber ziemlich k.o. und suchten uns einen Zeltplatz etwas erhöht und abseits der Strasse. Auf den ersten Blick wirkte dieser ganz okay, sobald wir jedoch begannen das Zelt aufzustellen, bekamen wir Gesellschaft von Tausenden von Mücken und Kriebelmücken. Wir mussten uns dank den fliegenden Biestern definitiv ziemlich überwinden noch einmal aus dem Zelt zu kriechen und zu kochen.
Am nächsten Morgen blieb uns dann nichts anderes übrig als uns den Mücken dem Frass vorzuwerfen und das Zelt abzubauen. Ein Gang zur Toilette war jedoch bei Windstille undenkbar.

Der Tag startete dann erneut auf der Strasse, was unsere Füsse nicht sehr toll fanden. Wir waren froh, als wir nach rund 14 weiteren Asphaltkilometern endlich auf den Wanderweg kamen. Die Aussicht auf die sumpfigen Ebenen war abwechslungsreich und wir sahen auch immer wieder verschiedene Vogelarten, besonders auch Rypen (Schneehühner), welche ihre Jungen aufziehen und immer wieder hysterisch aus dem Gestrüpp flogen.



Die Freude über den angenehmen Untergrund währte jedoch nur kurz, da wir bald nette Begleitung bekamen. Immer mehr Mücken, Kriebelmücken, Fliegen und Bremsen umschwirrten uns fleissig. Sophie hatte deswegen eine klitzekleine Krise. Nach etwas Schokolade besserte sich die Situation jedoch rasch und wir nahmen die letzten Kilometer bis zur Ráisjávrihytta in Angriff. Die Hütte gehört dem staatlich norwegischen Forstunternehmen Statskog und ist somit mit dem Schlüssel des norwegischen Wandervereins DNT nicht zugänglich. Wir trafen jedoch zwei freundliche Statskogmitarbeiter, die Reparaturarbeiten an der Hütte machten. Sie erlaubten und neben der Hütte am See zu zelten. Als wir am Vorabend dachten es hätte viele Mücken, wussten wir natürlich noch nicht was uns heute erwartete. Wir waren ganz schön froh den Abend dann geschützt im Zelt verbringen zu können, während die Mückenparty draussen stattfand.
Aufgeweckt wurden wir dann durch Nieselregen, ah nein, das waren ja nur die Mücken die auf unserem Zelt herumtrommelten. Die Tagesetappe startete auf einem Quad-Track, ging durch einige Sumpfgebiete, durch Birkenwälder und erreichte dann eine sehr schöne Hochebene. Zweimal mussten wir einen Fluss queren, wobei uns das Wasser bis bis knapp über die Knie reichte. Aber grundsätzlich war der Trail sehr gut zu laufen, an einigen sumpfigen Stellen hatte es sogar Planken.

Florian wollte beim Wasserholen dann noch die Durchlässigkeit der Regenhose ganz testen und stand kurzzeitig bis zur Hüfte im Wasser.
Die Landschaft war den ganzen Tag über sehr abwechslungsreich. Getrübt wurde der Blick nur durch das Mückennetz und die uns stets begleitende Schar an Mücken und Fliegen.



Auf der Strecke trafen wir dann die Ostschweizerin Myriam, welche mit ihrem Hund Buddy vom Nordkapp in Richtung Süden unterwegs ist. Den ganzem Tag über gingen wir immer wieder Stücke gemeinsam. Wir fanden dann nach rund 16 Kilometern auf einer Anhöhe etwas im Wind einen schönen Zeltplatz, verbrachten den Abend gemütlich im Zelt und versorgten alle unsere Blasen an den Füssen. Vor allem Florian hat sich beim Strassenlaufen einige unangenehme Blasen zugezogen. Diese wurden jedoch professionell von Sophie versorgt.


Der vierte Etappentag war dann ein Tag zum Geniessen. Bei Sonnenschein und leichtem Wind ging es am Morgen mückenfrei los. Die Landschaft war atemberaubend schön und auf dem gut markierten Weg kamen wir zügig voran in Richtung Reisadalen.





Zuerst führte der gut markierte Trail uns über eine Hochebene, bevor es dann in Richtung Reisadalen hinunter ging. Sobald wir dann wieder im Bereich der Birkenwälder waren, wurde der Wind weniger und damit hatten wir natürlich auch wieder unsere treuen Begleiter dabei. Auch machten die Birken bald vielen Kiefern Platz.

An der Abzweigung zum Wasserfall Imofossen liessen wir unsere Rucksäcke stehen und gingen den letzten Kilometer ohne Gepäck. Der Wasserfall, und die durch die riesigen Wassermassen geschaffene Schlucht waren sehr imposant.


Auch heute trafen wir immer wieder auf Myriam, welche ebenfalls zur Nedrefosshytta unterwegs war. Die letzten 3 Kilometer gingen wir dann zusammen. Der weitere Weg war teils etwas anspruchsvoller und zeitweise auch ausgesetzt, wobei man neben sich unten den Fluss rauschen hörte. Wir und auch Buddy meisterten aber alle Passagen problemlos. Am Schluss ging es dann noch über eine Hängebrücke (für norwegische Verhältnisse eine ziemlich stabile Brücke😉) zur Nedrefosshytta des DNT hinüber, welche sehr idyllisch etwas erhöht im Wald liegt.

Da es in der Hütte sehr viele Mücken hatte, entschieden wir uns doch lieber in unseren eigenen „Vier-Wänden“ zu schlafen und stellten neben der Hütte unser Zelt auf. Der krönende Abschluss des Tages war dann ein anschliessender Saunagang in der königlichen Badstua (die Nedrefosshytta ist die Lieblingshütte der norwegischen Königin Sonja und für sie wurde extra eine Sauna neben die Hütte gebaut) mit erfrischender Abkühlung im Fluss Reisaelva.

Der 5. Tag der Etappe starteten wir zusammen mit Myriam und Buddy und es ging erst einmal dem Reisaelva entlang. Wir fühlten uns teilweise wie im Dschungel, denn der Weg führte durch einen stark bewachsenen Wald. Auch die ganzen Mücken waren natürlich wieder am Start, was bedeutete, dass wir trotz den eher warmen Temperaturen mit Regenhose und Jacke unterwegs waren. Mit unser Schutzausrüstung kamen wir natürlich rasch ins Schwitzen.
Vor allem als wir dann nach rund 6 Kilometern von der Nordkalottruta abbogen und entlang der Stromleitung steil aus dem Reisadalen hochstiegen. Unter unserer Regenmontour herrschte also ziemlich bald ein tropisches Klima. Auch Myriams Hund Buddy fand es viel zu warm und die Mücken machten auch ihm zu schaffen. Wir waren alle ganz froh als wir den Grossteil der Höhenmeter geschafft hatten und aus dem bewaldeten Teil hinaus kamen. So konnten wir mit etwas Wind auch noch die Sonne und die wundervolle Aussicht runter ins Reisadalen geniessen.





Durch die Wärme und den Anstieg waren wir ganz schön geschafft, sodass wir bald schon einen Zeltplatz suchten. Wieder einmal fanden wir einem super Platz mit bester Aussicht auf den Einschnitt des Reisadalens und das dahinterliegende Nábárplateau. Rechtzeitig zum Regenbeginn fanden wir alle Unterschlupf in unseren Zelten.





Am nächsten Morgen wurden wir früh durch die Sonne im Zelt geweckt. Der Blick aus dem Zelt rund eine halbe Stunde später zeigte jedoch ein ganz anderes Bild, nämlich dichten Nebel der die Sicht auf wenige Meter beschränkte. Wir packten also nur ganz gemütlich unsere sieben Sachen und als wir dann bereit waren, lichtete sich auch der Nebel. Wir gingen weiter weglos, wobei sich teils karge, teils sehr felsige, sumpfige oder buschige Gebiete abwechselten. Das Wetter zeigte sich m auch von der besten Seite und dank dem kühlen Wind blieben die Mücken auch grösstenteils fern. Wir konnten den traumhaften Wandertag zu viert so richtig geniessen.








Am Ende waren wir dann alle ziemlich müde und froh uns durch unterhaltsame Gespräche gegenseitig etwas abzulenken. Wir fanden einen perfekten Zeltplatz am Rahpesjohka nahe der Somashytte. Myriam und Buddy entschlossen sich in der Somashytte zu schlafen und da sie da einen Ruhetag einlegen werden, werden sich unsere Wege vorerst trennen. Wir haben die Tage in bester Gesellschaft sehr genossen und hoffen auf ein Wiedersehen später auf der Tour oder dann auch zurück in der Schweiz. Tusen takk for turen og god tur videre!
Auch am nächsten Tag zeigte sich das Wetter wieder von der sonnigen Seite. Der Wind war teils jedoch kräftig und ziemlich kalt. Das fanden auch die Mücken und blieben uns den ganzen Tag über praktisch fern. Direkt beim Start trafen wir Peter aus Deutschland, der auf dem Nordkalottleden unterwegs ist. Zusammen machten wir uns dann auf in Richtung finnische Grenze, welche wir bereits nach kurzer Zeit erreichten.


Die Uhren wurden eine Stunde vorgestellt und weiter gings durch die schöne Landschaft. Der Weg wurde bald sehr steinig und so ging es mehrheitlich den ganzen Tag weiter.


Als wir uns der Pitsusjärvi-Hütte näherten, trafen wir vermehrt auf Leute, da die Hütte auf dem Weg zu Finnlands höchstem Berg, dem Halti liegt. Auf dem gut markierten Weg kamen wir zügig voran und genossen das tolle Wetter und die schöne Landschaft.



Der Weg führte uns am Pihtsusköngäs vorbei, dem „Niagarafall“ Finnlands. Da war jedoch der Imofossen im Reisadalen vor einigen Tagen schon etwas imposanter… 😄.

Mit der Zeit wurden unsere Füsse durch den felsigen Untergrund dann ganz schön müde, sodass wir am Vuomakasjoki Fluss einen Zeltplatz suchten. Hier haben wir an Basil und Leon gedacht, denn der Fluss lud definitiv zum Fischen ein.

Etwas müde von der gestrigen Etappe ging es am Morgen dann los in Richtung Saarijärvi. Der Weg war auch heute meist steinig und die Landschaft etwas weniger abwechslungsreich. Wir vertrieben uns die Zeit mit Podcasthören und trafen auch immer wieder mal auf Peter, welcher das gleiche Tagesziel wie wir hatte.





Nach gut 20 Kilometern erreichten wir den Saarijärvi, wo wir unser Zelt aufstellten. Das Wetter wurde immer besser und so hatten wir spät am Abend stahlblauen Himmel ohne jede Wolke. Im Zelt war es dementsprechend sommerlich warm 🥵.


Am Morgen sah das Ganze dann ganz anders aus, der Himmel war bewölkt und laut Wettervorhersage war Dauerregen angesagt. Daher hiess es frühmorgens vor dem Regen das Zelt abbauen und die letzten Kilometer bis Kilpisjärvi in Angriff nehmen. Der Weg führte uns über blockiges Gelände an Seen entlang und auch ganz kurz diurch Norwegen. Im Hintergrund war stets Saana, der heilige Berg der Sami zu sehen.

Pünktlich zur Mittagszeit und ganz schön durchnässt kamen wir dann in Kilpisjärvi an, wo wir uns zusammen mit Peter erst einmal Pizza, Kaffee und etwas Süsses gönnten.


Wir hatten eine richtig tolle Etappe und freuen uns bereits auf die kommenden Tage. In Kilpisjärvi legen wir nun einen Ruhetag ein und kaufen Essen für unsere nächste Etappe über den Øvre Dividal Nationalpark in Richtung Narvikfjell ein.



Karte
Bewege die Maus über einen Track oder wähle einen im Control Panel aus ...
Hallo Florian und Sophie
Nun euer Reisebericht und die Naturphotos sind beeindruckend, ebenso eure Leistung und Mückentoleranz. Wir hätten mehr als eine kleine Krise!!!
Wir sind nicht so digital unterwegs mit einem Blog. So gibt’s halt gelegentliche altmodische e-Mails
Weiterhin viel Energie
Lg Urs und Inge