Etappe 1: Nordkapp – Olderfjord via Knivskjelodden

7 Wandertage, 124.7 Kilometer, 2’884 Höhenmeter
Gesamtstrecke:
124.7 Kilometer

Am 17. Juni um 11.00 sind wir mit der Havila Castor in Honningsvåg auf der Insel Magerøya angekommen. Nun standen wir jedoch bereits vor der ersten kleinen Herausforderung – wie kommen wir nun bis ans Nordkapp? Den öffentlichen Bus haben wir um 15 Minuten verpasst und bis abends um 10 wollten wir mit dem Tourstart nicht unbedingt warten. Also schlossen wir uns etwas widerwillig einem Touri-Bus an. Am Nordkapp angekommen wartete ein Parkplatz voller Autos, viele Leute und die berühmte Metallkugel auf uns. Nichts schönes, also hiess es kurz ein Foto machen und dann möglichst schnell weg von hier.

Nach einigen Strassenkilometern mit viel Busverkehr kamen wir bald auf den Wanderwegabzweiger in Richtung Knivskjelodden. Die Landzunge führt zum nördlichsten Punkt Europas raus (ca. 1.4 Kilometer weiter nördlich als der Nordkappfelsen; Svaldbard ist jedoch noch nördlicher). Auf dem Weg abseits der Strasse und mit der schönen Aussicht rüber zum Nordkapp machte es gleich deutlich viel mehr Spass. Auch konnten wir hier einfach den roten T’s folgen, die Markierungen des norwegischen Wandervereins DNT.

Nach rund 12 km fanden wir am Knivskjelvatna einen super schönen Zeltplatz für die erste Nacht im Zelt und es gab erst mal eine Tüte gefriergetrocknetes Real Turmat, welches uns im Moment noch sehr schmeckt.

Am nächsten Morgen ging es zuerst mit leichtem Gepäck die letzten Kilometer in Richtung Knivskjelodden – dem nördlichsten Punkt Norwegens – los. Das Wetter war wieder traumhaft und Knivskjelodden war definitiv sehenswerter als das Nordkapp.

Auf dem Rückweg waren wir froh, die schweren Rucksäcke am Zeltplatz beim Knivskjelvatna gelassen zu haben. Zurück am See hiess es dann erst einmal baden, Zelt abbauen, einen Kaffee trinken und das schöne Wetter geniessen. Wieder mit den Rucksäcken beladen ging es dann auf in Richtung Skarsvågkrysset. Der weitere Weg war teilweise nicht sehr gut zu erkennen und war steinig, deshalb laufen auf diesem Abschnitt wohl viele Leute auf der Strasse. Die Aussicht in den Tufjorden war dennoch wunderschön und wir sahen eine grosse Rentierherde.

Am Rundvatnet nahe des Skårsvagskryssen stellten wir schliesslich unser Zelt auf, in unmittelbarer Nachbarschaft einer Rentierherde. Ein Bad im Rundvatnet durfte natürlich auch nicht fehlen.

Der dritte Tag ging dann mit viel Asphalt und Regen los und wir folgten der E69 in Richtung Süden.

Nach Rund 10 Kilometern kam dann der Abzweiger auf den Wanderweg und die ersten roten Markierungen des E1 waren zu sehen. Der Weg führte uns an vielen kleinen Seen über das Fjell und am Ende über einen steilen Abstieg ins Polldalen nach Sarnespollen hinunter. Trotz des nassen Wetters war unsere Laune nicht zu vermiesen und wir kamen gut voran, sodass wir gegen 18.00 den Nordkapptunnel erreichten.

Mittlerweile war uns vor lauter Nässe und Wind etwas kalt geworden. Wir stärkten uns mit Nudelsuppe und versuchten uns etwas aufzuwärmen, bevor es anschliessend durch den Nordkapptunnel gehen sollte. Plötzlich näherte sich uns ein Norweger und wir wurden von Tore angesprochen, der wohl etwas Mitleid mit den zwei nassen Wanderern hatte… Tore lud uns kurzerhand zu sich nach Hause in seine Hytte ein, obwohl er eigentlich seine Verwandten in Honningsvåg besuchen wollte. Das grosszügige Angebot konnten wir natürlich nicht ablehnen. Und was für eine Hytte Tore hatte! Wunderschön am Veidneset am Fjord gelegen und richtig gemütlich. Wir sassen noch eine ganze Weile zusammen und Tore erzählte uns viel über Magerøya, auf welcher er aufgewachsen ist.

Vor allem in der Nacht als der Wind noch deutlich zugenommen hatte und der Regen munter gegen die Fenster prasselte waren wir froh, einen Platz im Trockenen zu haben. An dieser Stelle ein tusen takk for gjestfriheten. Det var veldig hyggelig å møte deg, Tore!

Am nächsten Morgen haben wir dann zusammen mit Tore gefrühstückt und konnten gestärkt und trocken in die weitere Tour starten. Tore machte sich etwas Sorgen um uns und unsere Sicherheit und bot uns daher an, uns mit dem Auto durch den Nordkapptunnel zu fahren.

Auf der anderen Seite des Tunnels ging es erneut eher nass los und bald kam bereits die erste Flussquerung durch den Fisketindelva. Durch die Niederschläge der vorangegangenen Tage hatte der Fluss ganz schön viel Wasser und eine ziemlich starke Strömung. Gleich danach stieg der Weg an und wir kamen ganz schön ins Schwitzen.

Der Weg führte uns dann hinunter zum Fisketindvatnet und dann über einen kleinen Pass weiter zum Lafjordelva. An beiden Stellen warteten erneut Wattstellen auf uns. Auch hier hatte es ziemlich viel Wasser, welches uns teils bis zu den Oberschenkeln reichte.

Da unsere Schuhe dadurch bereits vollständig durchnässt waren, störten uns die vielen Sumpfquerungen auch nicht mehr gross.

Da der Regen und der Wind nun etwas nachgelassen hatten, bekamen wir auch bald Gesellschaft von der norwegischen Luftwaffe 🦟. Die fliegenden Biester werden wir die nächsten Monate wohl noch öfters zu Gesicht bekommen… Müde und mit nassen Füssen kamen wir dann an unserem Tagesziel dem Kobbefjorden an. Die Landschaft war trotz des sumpfigen Trails heute auch wieder wunderschön und sehr abwechslungsreich.

Kurz vor Aufbruch am nächsten Morgen trafen wir Sven aus dem Schwarzwald an, welcher vorhat vom Nordkapp bis nach Spanien zu laufen. Wir sind dann die ersten Kilometer zusammen gegangen und haben uns etwas ausgetauscht.

Die nassen Füsse, die doch eher kalten Temperaturen und der starke Wind machten Sophie ziemlich zu schaffen, weshalb wir nach nur 12 Kilometern an einem etwas windgeschützten Ort unser Zelt aufstellten.

Am Morgen ging es dann entlang von Rentierzäunen weiter bis auf den höchsten Punkt der Etappe mit wunderbaren Ausblicken über die Porsangerhalvøya.

Sophie hat sich auf den ersten Strassenkilometern der Tour eine Blase am Fuss zugezogen. Diese begann nun zunehmend Probleme zu machen, weshalb wir nur in reduziertem Tempo vorankamen. Wir wollten jedoch trotzdem noch ein ganzes Stück weit kommen, damit wir am folgenden Tag unser Etappenziel Olderfjord erreichen konnten. Es hiess also auf die Zähne beissen und weiter durch die karge jedoch sehr schöne Landschaft zu wandern. Wir waren beide ziemlich müde als wir nach rund 26 Kilometern unser Zeltplatz in der Nähe der Stohpojohkahytte und zwischen zwei Seen erreichten. Die Sonne zeigte sich aber bald und so konnte auch die Müdigkeit uns nicht von einem erfrischenden Bad im eiskalten See abhalten.

Der letzte Abschnitt der ersten Etappe stand am nächsten Tag auf dem Plan und wir konnten bei Traumwetter in den Tag starten.

Nur Sophies Fuss ging es leider gar nicht gut, die Blase entzündete sich zunehmend. So waren wir dann ganz froh als wir in Olderfjord ankamen. Wir freuten uns sehr auf die Dusche, etwas zu essen und den kommenden Pausetag.

Unser ursprünglich geplanter Pausentag verbrachten wir dann jedoch mit einer Busfahrt nach Hammerfest in die nächste Apotheke. Da sich Sophies Blase und Fuss stark entzündet haben, heisst es nun für uns einige Tage Pause einzulegen, bevor wie die Tour fortsetzen können. Wir können aber trotz einiger Startschwierigkeiten auf eine tolle erste Tourwoche über Magerøya und die Porsangerhalvøya zurückblicken und wir freuen uns bereits darauf hoffentlich sehr bald wieder ins Fjell starten zu können.

Karte

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Nachtrag

Diesen Blogeintrag schreiben wir aus Alta. Wir haben uns und insbesondere Sophies Fuss einige Tage Ruhe gegönnt und dabei Hammerfest erkundet und sind vor zwei Tagen mit der Fähre nach Alta gefahren.

In den letzten beiden Tagen in Alta haben wir Martin Kettler, einen NPL Wanderer aus dem schönen Haslital in der Schweiz getroffen und ausgetauscht. Martin hat vor, den NPL nach 2013/2015 zum zweiten Mal zu laufen und ist am 21. Juni am Slettnes Fyr gestartet. Wir haben von ihm sehr viele wertvolle Tipps für die bevorstehenden Etappen erhalten. Tusen takk Martin og god tur videre.

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